er wohnte im "HL-hochhaus", einem freudlosen gebäude, das mit seinen fünf etagen einsam aus unseren zweistöckigen dorfstraßen ragte und in den garten meines elternhauses glotzte.
da arbeitete er auch, im HL, hatte schwerste akne und war mager und struppig wie ein streunender hund.
trotzdem taugte er als einziger fremder mann unter 25 zur sehnsuchtszentrale für unsere 12-jährigen spatzenhirne.
täglich stellten wir ihm nach, lauerten ihm zwischen warenregalen auf, observierten ihn, malten uns stundenlang aus, was er mit uns machen würde, wenn er uns beim klauen erwischt und fanden irgendwann heraus, wie er heisst.
an frühen sommerabenden standen wir im garten und heulten seine offene balkontüre an wie junge hundchen.
wir jaulten hitzig seinen namen und manchmal kam seine freundin heraus, schickte uns ein verächtliches achselzucken und verschwand wieder.
sie hatte stämmige beine und trug nur slip und t-shirt,
was uns erschauern und frohlocken ließ.
wenn sie so dumm war, mit solchen beinen unverhüllt vor ihm herumzustampfen, dann konnte diese liebe keine zukunft haben. schon bald würde er frei sein.
"heeeenriiiiieeeeeeee!"